FAQs – Frequently Asked Questions

Hier werden Fragen zum Thema Reenactment und dem Drumherum beantwortet. Wenn ihr eine zum Thema passende Frage nicht beantwortet bekommt, schickt einem von uns eine Email mit der Frage. Wir bemühen uns dann diese zu beantworten und erweitern diesen Bereich dann entsprechend

Was ist Reenactment/Living History?

Reenactment

Unser Hobby wird in der Szene als Reenactment bezeichnet. Damit ist die historisch möglichst korrekte Nachstellung von vergangenen Ereignissen gemeint. Das können Schlachten oder gesellschaftliche Ereignisse sein. Das Ziel ist es die bestmögliche, detailgetreue Wiedergabe einer Begebenheit in ihren Abläufen, historisch, oder modern, möglichst am Orginalschauplatz und zu den selben Bedingungen die bei dem Orginalereignis herrschten. (z.b. Hastings, Gettysburg, etc...) In den 40ern hat die US Army im Zuge einer Studie der West Point Academy die Schlacht von Gettysburg nachgestellt. Dafür haben sie gewartet bis sogar die Wetterbedingungen gleich waren, aber die Ausrüstung der Soldaten entsprach der US Infanterie von 1943, trotzdem kann man das als das erste "Large-Scale" Reenactment ansehen. Eine Veranstaltung ohne tatsächlich geschehenes Ereignis ist, ungeachtet der Qualität der Ausstattung/Gewandung KEIN Reenactment, sondern Living History. Bisweilen wird die verwandte Living History vom Reenactment dadurch unterschieden, dass in letzterem eher das Einzelereignis (oft eine Schlacht) oder die Momentaufnahme zählt, während Living History auf eine längere Aufrechterhaltung der historischen Darstellung abzielt. Diese Unterscheidung ist aber nicht einheitlich. Personen, die sich mit Reenactment beschäftigen werden in der Szene umgangssprachlich als Reenactor bezeichnet. Diese Bezeichnung wird auch für die Anhänger der Living History verwendet.

Living History

Living History ist die englische Bezeichnung für ein Nachleben von historischen Zeiten. Der englische Begriff ist absichtlich doppeldeutig; die deutschen Ãœbersetzungen "Lebendige Geschichte" sowie "Geschichte erleben" vermögen ihn nur gemeinsam wiederzugeben. Dennoch wird erstere bisweilen synonym für Living History verwendet. Hauptsächlich wird Living History von Laien betrieben. Wir sind also alles keine Professoren. Wir stellen einen frei gewählten Zeitraum dar, den wir mehr oder weniger fest umreissen. Das Ziel ist es dabei, die vergangene Epoche zu begreifen und sie Dritten begreifbar zu machen. Living History wird typischerweise in Gruppen verschiedener Größe betrieben. Die Gruppen versuchen einen bestimmten Grad von Authentizität zu erreichen. Dabei reicht die Skala von sehr billigen Kleidern (die Szene spricht oft von "Gewandung") zu Gegenständen, die mit höchster Akribie nach originalen Vorbildern gefertigt werden. Als Vorlage für solche Arbeiten dienen gleichermassen Museumsstücke, archäologische Ausgrabungsfunde und historische Bilder und Abbildungen. Schwächer kommen schriftliche Quellen zum Zug Living History ist im deutschsprachigen Raum eine seit Jahren wachsende Bewegung, deren Wurzeln vornehmlich in England liegen, die aber auch durch amerikanische Soldaten in Deutschland gefördert wurde. Nach Anfängen in den 1970er und 1980er Jahren setzte der Boom in Deutschland in den 1990er Jahren richtig ein und hält bis heute an. In der Schweiz ist Living History schwächer vertreten. Man schätzt die Anhängerschaft in Deutschland auf mehrere zehntausend Personen, wobei ein Überblick nur sehr schwer zu erhalten ist und die Ränder stark verwischt sind.

(Text von der Templer Komthurey Braunschweig)

Was macht man beim Reenactment eigentlich?

Das schöne an diesem Hobby ist die Vielseitigkeit. In erster Linie geht es um das Miteinander als Gruppe von Menschen des 21. Jahrhunderts. Auch wenn wir das Leben im Mittelalter darstellen, so sind wir doch alle ganz "normale" Leute, die die Leidenschaft für eine Epoche teilen, welche als Grundstein unserer heutigen Kultur bezeichnet werden kann aber uns zugleich in ihren Denkweisen und Lebensarten unglaublich fremd erscheint.

Die Darstellung des Templerordens bietet die Möglichkeit viele Aspekte des "dunklen" Mittelalters zu erleben. Ein geistlicher Ritterorden bietet zum einen Kampfdarstellung, alltägliches Lagerleben, sowie die sakrale Kompenente, die auf keinen Fall unterbewertet werden sollte. Das Hochmittelalter war geprägt von einer intensiven Geistlichkeit und dem christlichen Glauben. Natürlich soll dies nicht bedeuten das alle Mitglieder des Vereins im realen Leben ebenso gläubig sind wie die Charaktere in ihrer Darstellung. Als Darstellung der Templer ist eine darstellerische Umsetzung der christlichen Philosaphie des Mittelalters und dem klösterlichen Leben in einem Orden von großer Bedeutung. Vorweg sei gesagt, dass wir niemanden nach seiner privaten religiösen oder politischen Gesinnung fragen. Wir distanzieren uns von jeglicher Form von politischem oder religiösem Extremismus. In der Darstellung beten wir und halten Andachten ab, um die Bedeutung zu veranschaulichen und selbst zu erleben, die Glaub im Leben des Mittelalters, insbesondere der Templer hatte.

Wer sich für Schwertkampf interessiert soll bei uns nicht zu kurz kommen. Die meisten Mitglieder der Gruppe haben schon an Schlachten, sowohl in Deutschland, als auch im Ausland teilgenommen. Zum Training treffen wir uns auch immer wieder mit befreundeten Gruppen bzw. organisieren regelmäßiges Training im internen Rahmen. Das Lagerleben macht jedoch den wahrscheinlich größten Teil der Darstellung aus, da es zweifellos der überlebenswichtigste Part ist. Im Lager wird gekocht, gewaschen, gegessen und geschlafen. Die Stimmung ist bei uns in der Regel locker und ungezwungen, ausgenommen natürlich Sequenzen für Zuschauer die der historisch korrekten Darstellung dienen. Da kann schon mal ein militärischer Ton mit entsprechendem Drill aufklingen. Wir stellen einen militärischen Orden dar und versuchen diesem Aspekt durch ein diszipliniertes Auftreten gerecht zu werden. So bieten wir uns auf Events gerne als Marktwachen an.

Obwohl wir gerne auch mal nach Marktzeiten das ein oder andere Bier trinken, wollen wir uns bewusst und strikt von sogenanntem "Gewandungssaufen" und "Grölmittelalter" distanzieren. Diese populäre Art ins Mittelalter einzutauchen ist leider weit verbreitet und stellt ein völlig falsches Bild dieser Zeit dar.

Um ein funktionierendes Heerlager auf die Beine zu stellen bedarf es einer Menge Ausrüstung und Gewandung. Diese versuchen wir jeder für sich zuhause oder gemeinsam in Workshops herzustellen. Das heißt, dass Leute mit Freude am Handwerk (Holzarbeiten, Schneidern, Metallarbeiten usw.) bei uns immer gern gesehen sind. Über die letzten Jahre haben sich aber auch Freundschaften entwickelt, die über das Hobby hinausgehen. So spielen einige Mitglieder der Komthurey zusammen P&P-Rollenspiele, gehen einfach am Wochenende zusammen in die Stadt zum feiern (vornehmlich Dortmund) oder treffen sich im Sommer zum grillen. Dazu sei gesagt, dass wir Mitglieder aller Altersklassen haben. Von Familien über Schüler, Studenten, Zivis und Soldaten, bis hin zu Kleinkindern ist von jeder Altersklasse etwas dabei.

All dies und noch mehr erwartet euch bei der Templer Komthurey Mark!

Wie kann ich mal an einem Lager teilnehmen?

Wenn euer Interesse geweckt ist und ihr uns gerne mal kennenlernen wollt, dann klickt doch einfach auf "Selber mitmachen", gebt uns eure Kontaktdaten und verratet uns ein wenig darüber, wer ihr seid und was eure Erwartungen sind. Dann vereinbaren wir gerne ein privates Treffen oder laden euch zu einem unserer nächsten Märkte ein. Natürlich könnt ihr auch an eines der Mitglieder eine Mail schicken, wenn euch das lieber ist. Idealerweise wendet ihr euch dann an Martin, Nikolaus oder Wibke.

Und habt keine Hemmungen Fragen zu stellen. Da Niemand bei uns die Katze im Sack kaufen soll, sind alle Mitglieder gerne bereit auf Mails mit euren Fragen zu antworten.

Was braucht man für das Lagerleben?

Vorweg sei gesagt, dass kein Neueinsteger authentische Ausrüstung direkt mitbringen MUSS. Wir sind gerne bereit, Gewandung und was man am wichtigsten braucht zu verleihen. Mit der Zeit wird aber erwartet, dass sich ein jeder bemüht, seine eigene Ausrüstung anzufertigen oder zu kaufen. Beim Nähen und Basteln helfen wir gerne mit Rat und Tat.

Ein Zelt muss auch nicht gleich für den ersten Versuch gekauft werden. Hier findet sich an sich immer ein Platz für ein oder auch zwei Lager in einem anderen Zelt.

Empfohlene Grundausstattung für Probelager:

  • Wetterfeste Schuhe, seien es Wanderschuhe oder vergleichbares, nur keine knallebunten Gummistiefel oder sowas
  • Braune oder beigefarbene warme (dem Wetter entsprechende) Kleidung
  • Warme Socken nicht vergessen
  • Decken, für morgens, tagsüber, abends und nachts (auch hier, nix buntes bitte)
  • Schlafsack und ggf. Isomatte – das dazugehörige Feldbett kann meistens ausgeliehen werden, dies aber VORHER unbedingt abklären
  • Essbesteck/-geschirr usw. kann man mitbringen, muss aber nicht (fragt nach ob derzeit etwas verliehen werden kann
  • Kultursachen und Handtücher
  • und alles was ihr sonst noch unbedingt mitnehmen wollt/müsst. Vermeidet aber auch hier bunte und auffällige Farben. Vieles kann im Zelt versteckt werden aber auf öffentlichen Märkten stehe diese auch schon mal offen. Da macht sich ein roter Rucksack in einem sonst perfekt wirkendem Lager nicht wirklich gut

Allgemein empfohlene Grundausstattung für dauerhafte Teilnahme:

  • Mantel aus gutem Wollstoff (wer nicht gern friert)
  • Kopfbedeckung (z.B. Bundhaube) - selbernähen
  • Mittelalterliche Schuhe – "Springerstiefel" sind für Anfänger OK, stellen aber keine Dauerlösung dar. Eine Möglichkeit bieten auch Holzschuhe für den Anfang, aber sind aufgrund des Tragekomforts auch keine wirkliche Dauerlösung
  • Essbesteck, Geschirr (am besten Ton oder Holz) – kann von der Komthurey zu Beginn geliehen werden
  • Zelt (zu Beginn bzw. für Einzelpersonen empfiehlt sich eine so genannte "Dackelgarage", dies ist ein einfaches Dreieckszelt. Es ist günstig und für eine Person definitiv ausreichend, eine zweite Person findet im Notfall auch noch Platz.)
  • Feldbett, denn wer schläft schon gerne auf dem Boden. Isomatte ist ungünstig da es auch mal kräftig regnen kann.
  • Gürtel (Steigbügelriemen für Pferde sind gut, stabil und günstig hierfür)

Männerspezifisch – idealerweise mehrere Sätze:

  • Bruche (gigantische mittelalterliche „Unterhose“)
  • Beinlinge
  • Cotte oder Tunika
  • ggf. ein Unterhemd

Frauenspezifisch – idealerweise mehrere Sätze:

  • Unterkleid
  • Oberkleid
  • evtl. noch eine Schürze

Kleidung kann nahezu immer selbst genäht werden. Preise im Internet oder in Geschäften sind meist utopisch. Wer nicht nähen kann wendet sich vertrauensvoll an andere Mitglieder.

Anmerkung:

Bei den Materialien gilt, nach Möglichkeit Schurwolle oder Leinen verwenden. Wenn's nicht so aufällt wie bei Bruche oder Unterhemd kann auch Baumwolle verwendet werden.

Grundausstattung für kämpfende Darstellung (Minimum für Novizen):

  • Trainingswaffe aus Holz (Metallwaffe wird erst erlaubt, wenn man gezeigt hat, dass man mit Holz sicher kämpfen kann)
  • Handschuhe (keine einfachen Lederhandschuhe; mindestens gepolstert und mit Leder überzogen, besser noch gepolsterte Kettenhandschuhe oder Plattenhanschuhe)
  • Kopfschutz (mindestens Polsterhaube plus Kettenhaube, besser gepolsterter Helm)
  • Körperschutz wie Gambeson ist für Training mit Holzwaffen nicht nötig, aber beim Kampf mit Metallwaffen wärmstens zu empfehlen

Ausrüstung Sergeant und Ordensritter (aufbauend auf Grundausstattung):

  • Metallwaffe (in der Regel Einhandschwert, alternativ Einhandaxt)
  • Schild (Normanne, Manesse oder vergleichbares – Schildbauset)
  • Kettenhemd (lang- oder kurzärmelig)
  • Langwaffe wie Speer (nicht zwingend notwendig)

Ausrüstung Turkopole (basierend auf Grundausstattung, selten jedoch Kettenhemd):

  • Kaftan
  • Turban
  • Krummschwert/Säbel und Rundschild oder Stoßspeer ohne Schild

Anmerkung:

Für Schützen (Armbrust oder Bogen) die nicht in den Nahkampf gehen ist keine Schutzkleidung erforderlich. Die Gewandung muss dennoch der dargestellten Rolle entsprechen. Wer im Schaukampf schießen möchte, benötigt einen großen Satz Pompfen. Eine Bauanleitung für sichere und durch uns zugelassene Pompfen kann gerne zur Verfügung gestellt werden.

Reihenfolge für die Anschaffung bei dauerhafter Teilnahme:

Natürlich möchte jeder gern kämpfen und direkt in den Schlachten mitmachen. Aber was nützt einem ein tolles Schwert und ein Kettenhemd sowie der tolle Helm was wenn man nachts noch auf dem Boden schlafen muss und im zweiten Jahr der Darstellung noch in Turnschuhen durchs Lager stapft?! Gar nichts...

Wichtig ist vor allem das eigene Wohlbefinden im und ums Lager zu Beginn. Zu allererst kommt die Optik, dazu gehört die normale Gewandung, auch Alltagskleidung genannt. Stimmt diese fällt man im Lager schonmal nicht mehr auf wie ein bunter Hund sondern fühlt sich eher dazugehörig. Zur Gewandung gehören aber auch gute Schuhe. Sicherlich kann man anfangs die Schuhe unter der Hose verstecken usw. aber man wird grad am Schuhwerk sehr schnell gemessen. Holt euch Rat bei uns wenn ihr Schuhe kaufen wollt.

Nun seht ihr ja schon ganz adäquat aus... aber wie lange geht das gut? Ihr braucht was zu essen und zu trinken. Essbesteck und Geschirr muss her. Man kann alles kaufen, klar. Aber das kostet... und nicht zu wenig. Wer ein wenig bei seiner Oma sucht findet bestimmt noch einen alten Zinnbecher oder nen unglasierten Tonkrug. Das alte, runde Holzbrettchen gefällt zuhause eh keinem mehr... perfekt. Besteck gibts notfalls von uns, reicht auch. Da haben wir noch genug... Jetzt überlebt man schon tagsüber das Lagerleben und fällt nichtmals auf weil man noch feucht hinter den Ohren ist. Aber was mache ich in der Nacht? Wer mal an einem Schnupperlager teilnehmen will braucht nicht gleich ein Zelt zu kaufen, keine Frage. Zwar sind Dackelgaragen mit 100,- € ne gute und günstige Lösung... aber nur zum ausprobieren?! Bestimmt nicht... fragt uns, wir machen Platz in einem der Zelte für euch oder leihen euch ein Zelt wenn wir unbelegte Zelte haben. Oder ihr habt bereits bestellt und die Lieferung verzögert sich, kennt man ja alles... kein Problem. Nur auf Dauer sollte man sich was eigenes anschaffen. So hat jeder seine Privatsphäre. So ausgestattet/versorgt kann man komplett am Lagerleben teilnehmen. Man muss halt gehen lernen bevor man anfängt zu laufen...

Nun wird das reine Lagerleben natürlich irgendwann langweilig, man möchte auch kämpfen bzw. vorher trainieren. Also, Trainingswaffe her, gut eignen sich stabile und gerade Hölzer wie Spitzhackenstiele dafür. Leider haben sie keine Parierstange sodass schnell mal die Finger leiden. Also dicke Handschuhe her. Für das Training reicht dann auch eine gepolsterte Haube zzgl. eine Kettenhaube. Damit kann man schonmal grundlegenden Schaukampf trainieren ohne sich schwer verletzen zu können. Die nächste Anschaffung dann wäre ein Schildbauset, fragt uns, wir haben Kontakte zu Händlern die komplette Sets zum selberbauen anbieten. Spart Geld, macht Spaß und man weiß was man in der Hand hat. So ausgestattet kann man auch den Linekampf mit uns trainieren oder 1:1 mit Schwert und Schild trainieren. Aufgrund des guten Preis-Leistungsverhältnis bietet sich natürlich auch ein Speer an. Allerdings haben wir immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Speere im Kampf ein hohes Gefahrenpotential darstellen. Weshalb man nur mit einigem Training eine Langwaffe in die Schlacht führen sollte. Hat man genug trainiert kann man sich weitere, zu anfang erwähnte viel teurere Ausrüstung wie Schwert, Kettenhemd und Helm kaufen. Dabei ist man dann schnell bei einigen hundert Euro für gute Ware los. Diese hält dann aber auch bei guter Pflege viele Jahre. Wenn man soweit ist, kennt man sich aber selber schon gut genug aus um zu wissen was man haben will und woher man es kriegt.